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Comedians

2008-01-02

Otto Waalkes - Das Wort zum Montag (Album Cover) Komiker, Kabarettist, Standup Comedian, Comic: Egal wie man ihn oder er sich selbst nennt es ist im Grunde ein Witze- und Geschichtenerzähler. Den ersten den ich im Fernsehen erlebt habe war Otto mit seiner Show „Hilfe, Otto kommt!“, da war ich ungefähr acht oder zehn Jahre alt. Viele seiner Witze habe ich damals nicht verstanden, da er in seinen frühen Shows (1973 bis 1983) einige sehr subtile Gags und nahezu poetische Nummern hatte. Aber den irrenden Reiter und die Variationen von Hänsel und Gretel finde ich heute noch klasse.
Später fand ich über Das Leben des Brian zu Monty Python. Obwohl sie nicht wirklich Standup Comedy gemacht haben, waren sie für mich prägend was gespielte Sketche und englischen Humor angeht. Meilensteine sind für mich u.a. die Sketche Dead Parrot, Lumberjack und Ministry of Silly Walks. Ich glaube es gibt keine Folge von Monty Python, in der nicht mindestens ein denkwürdiger Gag verewigt wurde. Natürlich konnte ich anfangs nicht das volle Spektrum der Genialität der fünf Engländer und des Amerikaners erfassen, aber nach einigen Jahren Englischunterricht bei den Herren Weber und Tocha fand ich immer neue Aspekte in der Monty-Python-Komik.
Monty Python’s Flying Circus - The Dead Parrot Sketch
Durch eine gut sortierte Videothek mit vielen Filmen in der Originalversion (Filmgalerie 451) lernte ich auch einige amerikanische Standup-Künstler kennen, allen voran Eddie Murphy (Delirious, Raw) und Andrew Dice Clay. Beide waren nicht gerade politisch korrekt und gingen auch nicht unbedingt sparsam mit Schimpfwörtern um.
Ende der 90er wurden in Deutschland die Standup-Komiker immer populärer, was meines Erachtens etwas mit dem Erfolg der Serie Seinfeld zu tun hatte. Davor gab es eigentlich nur Klamauk wie Sketch-Up und Klimbim oder (politisches) Kabarett wie Scheibenwischer und die Wühlmäuse. Ich glaube ich kann Michael Mittermeier ruhigen Gewissens als Vorreiter dieses Genres bezeichnen, da er den „beobachtenden Humor“ der amerikanischen Kollegen nicht nur übersetzte sondern auch auf die deutsche Zielgruppe übertrug. Andere Künstler wie z.B. Uli Keuler oder Badesalz hatten keine so breite Zielgruppe, da sie erstens stark lokal begrenzt waren und größtenteils Charaktere spielten bzw. karikierten. Bei Mittermeiers „Zapped“ konnte sich fast jeder mit ihm identifizieren, da er über alltägliche Dinge wie Fernsehen, Kirche oder Einkaufen sprach. Vergleichbar mit ihm ist sicherlich Kaya Yanar, der mit seiner Multi-Kulti-Comedy „Suchst Du?“ auch den Zeitgeist traf.
Mit dem Erfolg und der Verbreitung des Internet und der DVD gab es immer mehr Möglichkeiten Standup-Comedy aus USA zu sehen. Richtig lustig fand ich Chris Rock mit seiner Show „Bigger and Blacker“, doch wirklich umgehauen hat mich ein Special auf Comedy Central mit Mitch Hedberg.Mitch Hedberg Streetteam Im Gegensatz zu vielen seiner amerikanischen Kollegen hatte er einen sehr eigenwilligen Stil. Seine Gags bestanden fast nur aus Ein- oder Zweizeilern und sein Vortrag war fast schüchtern und zurückhaltend, was ich sehr ansprechend fand. Zu meinen Lieblingsgags gehören „An escalator can never break: it can only become stairs.“, „I hate turtlenecks. Wearing a turtleneck is like being strangled by a really weak guy.“, „I’m against picketing, but I don’t know how to show it.“, „I remixed a remix. It was back to normal.“ und viele mehr.
Was mich an vielen amerikanischen Standup Comedians stört, ist ihre manchmal sehr penetrante Vortragsart. Da wird manchmal ein Gag fünf oder sechs Mal wiederholt, bis wirklich jeder der Zuschauer weiß, dass das witzig sein soll. Ein anderes Mittel ist das Anschreien des Publikums, das dadurch wohl die Gags schneller kapieren soll. Als Negativbeispiele fallen mir besonders Chris Rock mit seinem Programm von 2004 „Never Scared“ und Dane Cook bei seiner Show „Rough Around The Edges“ 2007 im Madison Square Garden. Vielleicht Offensichtlich kommt das beim Publikum gut an, aber ich hab mich deswegen mehr auf die englischen Komiker komzentriert. Erstaunlicher stehen diese ihren Kollegen jenseits des großen Teiches in nichts nach wenn es um den Gebrauch der 7 bad words geht.
Zu den bekanntesten englischen Standup Comedians gehören Ricky Gervais (The Office, Extras) und Lee Evans (Funny Bones). Aber auch Billy Connolly, Alan Carr, Russel Brand, Omid Djalili und viele andere sind sehr witzig und geistreich.
Lee Evans
Wie sieht es hierzulande aus? Michael Mittermeier feiert sich selbst und sein 20jähriges (!?) Jubiläum und Kaya Yanar will nicht mehr als der komische Türke rüberkommen und zeigen, dass er mehr als nur Ethno-Jokes drauf hat. Nightwash, früher eine der besten Sendungen mit Standup-Comedy, wird kommerziell und wandert vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu den Privaten ab und wird mehr und mehr zur Knacki-Deuser-Show und verliert meiner Meinung nach immer weiter an Niveau. Mario Barth, den ich bei Nightwash zum ersten Mal gesehen hatte und damals noch wirklich originell fand, wird wie die meisten Ami-Komiker: laut und repetetiv. Aber dafür hat er jetzt eine eigene Sendung bei RTL, die genauso witzig ist wie einst „7 Tage, 7 Köpfe“, jedoch beim Publikum gut ankommt. Vielleicht bin ich nicht (mehr?, man wird ja älter) die richtige Zielgruppe für die jungen Comedians. Einen Lichtblick gibt es für mich noch: Dieter Nuhr – der Einzige, der mit viel Zynismus und Sarkasmus seine Sicht der Dinge darbietet. Für einen Comedian ist er fast schon zu politisch, aber ich finde seine Betrachtungen sehr treffend und er erinnert mich immer ein bisschen an Matthias Beltz.
Ich glaube ich muss mir die alten Otto Shows noch mal anschauen und in Erinnerungen an die „gute, alte Zeit“ schwelgen 😉 . Allen, die etwas mehr über Standup-Comedy wissen wollen empfehle ich die Doku 100 Greatest Stand-Ups und den Film The Aristocrats.